Seit einiger Zeit rumort es besonders in den US-amerikanischen Medien. Konkret wird behauptet, dass gewisse, in China hergestellte IP-Telefone Gespräche im Auftrag der chinesischen Regierung mitschneiden. Externe Anbieter wie Alibaba würden automatisch alle Daten zur Verfügung gestellt bekommen und IP-Telefone seien generell quasi nicht gesichert. Stimmt das auch für uns in Europa?
Wir bei Snom haben einmal einen unserer Spezialisten um Stellungnahme zu den wichtigsten erhobenen Vorwürfen gebeten. Unser Gesprächspartner ist einer, der es wissen muss: Luca Livraga. Er ist Teamleiter des internationalen technischen Supports bei Snom und arbeitet seit 2014 für das Unternehmen.
Snom: Herr Livraga, die vorrangig in den USA kursierenden Informationen prangern zum Teil wirklich schwerwiegende Sicherheitsverstöße an. Wäre es denn denkbar, dass auch Snom-Telefone Informationen an öffentliche Behörden oder sogar an die deutsche Regierung weiterleiten?
Luca Livraga: „Die Telefone von Snom entsprechen in jeder Hinsicht den Vorschriften des europäischen Datenschutzgesetzes. Das heisst auch, dass niemand, noch nicht einmal die Regierung eines europäischen Landes, ohne vorherige gerichtliche Verfügung oder Genehmigung durch diverse Ausschüsse auch nur ein einzelnes Telefon abhören kann – etwa in einem Kriegs- oder Terrorfall. Das Einzige, was bei Snom-Telefonen definitiv mitgeschnitten wird, sind die weltweit vereinbarten Daten zur Rückverfolgung eines sogenannten beim Notrufdienst eingehenden ‚Röchelrufs‘, also wenn ein Hilfesuchender seinen Standort nicht mitteilen kann. Hier kann dann von dazu legitimierten Stellen die IP-Adresse des Telefons bis zu seinem Standort (Adresse, ggf. Stockwerk) zurückverfolgt werden.“
Snom: In den beschriebenen Szenarien geht man noch weiter und behauptet, dass die in China hergestellten Telefone durch keinerlei Sicherheitszertifikate geschützt seien und alle Daten automatisch auf dem PC des Anwenders gespeichert würden. Wie ist das bei Snom?
Luca Livraga: „Zunächst einmal arbeiten wir schon seit jeher mit Zertifikaten, denn sie stellen eine wirkliche Hürde für jeden Versuch einer unbefugten Nutzung dar. Auch der Vorwurf, dass alle Daten automatisch auf einem PC gespeichert werden, trifft bei uns nicht zu. Allerdings kann sich jeder Profi einen ‚Track‘ der Verbindungsdaten eines oder mehrerer Gespräche anfertigen, zum Beispiel zur Fehlersuche/-behebung. Jedoch immer nur mit der Freigabe durch das Gegenüber – und die mitgeschnittenen Daten sind hier für niemanden von Wert.“
Snom: Wir hätten noch eine letzte Frage: Können Snom-Telefone die Gesprächsdaten oder sogar ganze Gespräche an Drittanbieter wie etwa Onlinehändler weitergeben?
Luca Livraga: „Nochmals ein klares Nein. Snom-Telefone können aus der Ferne gewartet werden, hier können vom Fachhändler des Vertrauens Einstellungen wie Namen, Uhrzeiten oder Rufgruppen nach vorheriger Freigabe und Zustimmung angepasst und geändert werden. Aber schon diese Zugriffe unterliegen dem Datenschutzgesetz. Folglich ist der Fachhändler auch hier gesetzlich verpflichtet, jedwede persönliche Information des Nutzers zu anonymisieren. Wir bei Snom achten sogar darauf, im Reparaturfall die persönlichen Daten auf eingesendeten Telefonen vorher zu löschen, um wirklich jeden möglichen Missbrauch zu vermeiden. Auch haben wir uns dafür entschieden, alle zu verarbeitenden Daten nur auf Servern in Deutschland zu lagern, dem Land mit den derzeit strengsten Auflagen im Bereich Datenschutz. Wir tun wirklich alles, um sicherzustellen, dass unsere IP-Endgeräte nicht missbraucht werden können.“
Snom: Das sind wirklich beruhigende Erläuterungen. Man kann also alle Snom-Telefone für sicher erklären?
Luca Livraga: „Sofern man sich an unsere Vorgaben hält, bestimmt. Aber das beinhaltet auch die Pflege der Endgeräte, also deren regelmäßige Updates, die Verwendung von sicheren Passwörtern und auch den Einsatz von einer Telefonanlage, die die gleichen Schwerpunkte setzt. Andernfalls hat man zwar das Auto abgeschlossen, aber das Verdeck offen gelassen! Nun aber ernst: Snom fühlt sich seinen Kunden gegenüber wirklich verpflichtet – und dazu gehört nun mal eine sehr hohe Qualität bei Aspekten wie Soft-, Hardware und Sicherheit.“
Snom: Wir danken für das Gespräch.
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